Der Begriff „Eierfabrik“ wird umgangssprachlich häufig verwendet, um große Eierproduktionsanlagen zu beschreiben. Im engeren Sinne handelt es sich dabei um Betriebe, die auf die Aufzucht und Haltung von Legehennen sowie die effiziente Sammlung, Sortierung und Verpackung von Eiern spezialisiert sind. In diesem Beitrag gebe ich einen Überblick über die typischen Strukturen und Abläufe solcher Anlagen — verständlich erklärt für Einsteiger.
Bildliche Darstellung:

1. Stallhaltung: Aufbau und Haltungsformen
Die Haltungsform ist zentral für Aufbau und Management. Übliche Systeme sind:
- Bodenhaltung: Hennen leben im Stall auf dem Boden, oft mit Sitzstangen und Nestern.
- Freilandhaltung: Zusätzlicher Auslauf im Freien; am Stall gibt es Öffnungen, durch die die Tiere nach draußen gelangen.
- Ökologische (Bio-)Haltung: Strenge Auflagen bei Futter, Platz und Auslauf; geringere Stockdichten.
- Käfighaltung: In vielen Ländern stark reglementiert oder verboten; hier werden Hennen in Käfigen gehalten.
Innerhalb der Ställe gibt es Fütterungssysteme, Tränken, Nester und Sitzstangen sowie Förderbänder für die tägliche Eierentnahme. Moderne Anlagen verfügen über computergesteuerte Klima- und Beleuchtungssysteme, die Gesundheit und Legeleistung der Tiere optimieren.
2. Legeprozesse und Management
Die Legehennen beginnen typischerweise mit etwa 16–20 Wochen zu legen. Wichtige Aspekte:
- Legezyklus: Eine Henne legt nicht jeden Tag ein Ei; der Zyklus hängt von Alter, Futter, Licht und Gesundheit ab.
- Fütterung: Ausgewogene Rationen sind entscheidend für Schalenqualität und Legeleistung.
- Beleuchtung: Lichtmanagement steuert die Legetätigkeit — längere tägliche Lichtphasen fördern die Produktion.
- Tiergesundheit: Impfungen, Parasitenkontrolle und Hygiene beeinflussen die Ausbeute.
3. Sammlung, Sortierung und Verpackung
In großen Betrieben sind die Abläufe weitgehend automatisiert:
- Sammeln: Eier fallen oder werden auf Förderbänder transportiert. Viele Anlagen haben automatisierte Abnahmesysteme, die Bruch minimieren.
- Vorwäsche/Kontrolle: Sichtkontrolle und gegebenenfalls Reinigung. In einigen Ländern werden Eier nicht gewaschen, um die natürliche Schutzschicht zu erhalten.
- Kontrolle (Candling): Durchleuchten der Eier zur Entdeckung von Rissen, Blutflecken oder anderen Mängeln.
- Sortierung: Maschinen sortieren nach Gewichtsklassen (S, M, L, XL) und Qualität.
- Verpackung und Kennzeichnung: Eier werden verpackt, mit Haltbarkeitsdatum und Produktionscode versehen. In Deutschland etwa gibt der erste Zifferncode auf der Schale Auskunft über die Haltungsform (0 = Bio, 1 = Freiland, 2 = Bodenhaltung, 3 = Käfighaltung).
4. Wichtige Begriffe kurz erklärt
- Legehenne: Henne, die Eier legt (keine Bruttiere).
- Legebatterie / Käfighaltung: Historischer Begriff; heute in vielen Regionen eingeschränkt.
- Candling: Durchleuchtung von Eiern zur Qualitätskontrolle.
- Stockdichte: Anzahl der Tiere pro Quadratmeter Stallfläche — wichtig für Tierschutz und Produktion.
- Molting: Mauser — natürliche oder gesteuerte Federerneuerung, nach der die Legeleistung beeinflusst werden kann.
5. Ökonomie, Umwelt und Tierschutz
Moderne Eierproduktionsanlagen sind auf Effizienz optimiert: geringere Kosten pro Ei durch Automatisierung und Skaleneffekte. Gleichzeitig stehen solche Betriebe oft in der Kritik hinsichtlich Tierwohl und Umweltbelastung (Gülle, Ammoniak, Flächennutzung). Verbraucherentscheidungen (Bio, Freiland) und gesetzliche Vorgaben beeinflussen den Markt stark.
Fazit
Eine „Eierfabrik“ umfasst mehrere vernetzte Bereiche: Haltung und Management der Tiere, technische Systeme zur Sammlung und Kontrolle der Eier sowie Sortierung und Verpackung für den Verkauf. Für Einsteiger ist es wichtig, die Unterschiede der Haltungsformen und die zentralen Prozesse zu verstehen, da sie Auswirkungen auf Qualität, Preis und Tierschutz haben. Wenn Sie genauer wissen möchten, wie einzelne Maschinen funktionieren oder welche gesetzlichen Vorgaben gelten, schreiben Sie gern einen Kommentar — ich gehe dann tiefer ins Detail.
Anna Müller
Sehr verständlicher Überblick — danke! Könnten Sie noch etwas zu den Unterschieden bei der Fütterung zwischen Bio und konventionellen Betrieben schreiben?
Thomas Becker
Guter Artikel. Mich interessiert besonders, wie die Reinigung der Eier in großen Anlagen geregelt ist, ohne die Schutzhülle zu beschädigen.
Lea Schneider
Wichtig finde ich auch die Information zum Kennzeichnungscode. Vielleicht könnte das nächste Mal ein Abschnitt zur Gesetzeslage ergänzt werden.
Markus Fischer
Kritisch ist aus meiner Sicht die Frage nach Tierwohl. Automatisierte Systeme mögen effizient sein, aber wie lässt sich das mit artgerechter Haltung vereinbaren?
Sophie Klein
Interessanter Einstieg für Laien. Ein Vergleich von Preisen und Qualitätsmerkmalen (Bio vs. Freiland vs. Bodenhaltung) wäre noch hilfreich.